Tennis ist ein Sport, der von den Profis geprägt wird, unter anderem durch sehr aggressives Tennis. Wer kennt die Ballwechsel von Rafa Nadal und Djokovic aus dem Fernseher nicht? Insbesondere Rafael Nadal der Sandplatz-König und seine unglaublich explosiven Vorhände, die den Gegner weit hinter die Grundlinie treiben. In vielen Fällen wollen Amateur- oder Turnierspieler diese Spielweise ebenfalls an den Tag legen. Mit mäßigem Erfolg. Doch warum ist dem eigentlich so? Wieso gelingt es dem „normalen“ Tennisspieler nicht, seinen Gegner mit aggressivem Tennis unter Druck zu setzen?
Eine Frage die sich so einfach gar nicht beantworten lässt. Dennoch möchte ich es in diesem Beitrag im Sandplatz Tennis Blog versuchen. Weil ich glaube, dass aggressives Tennis immer wieder falsch verstanden wird. Zeitgleich kommst Du ab einem gewissen Spielniveau jedoch nicht drum herum, den Gegner unter Druck setzen zu können. Aus diesem Grund scheint es mir wichtig zu sein, die Tennisspieler da draußen mit in diese Welt zu nehmen. Ich zeige Dir nachfolgend, worauf es bei einem aggressivem Spiel meiner Meinung nach ankommt. Hast Du Lust dieses kontroverse Thema mit mir zusammen zu thematisieren? Dann lies jetzt unbedingt weiter!
Was ist eigentlich aggressives Tennis?
Im Grunde muss ich diese Frage kaum beantworten. Jeder Leser, der sich mit Tennis beschäftigt, hat schon einen Rafael Nadal oder Dominik Thiem spielen sehen. Sodass Du durchaus weißt, was aggressives Tennis bei den Profis bedeutet. Nämlich schnelle Schläge, viel Topspin, wenig Fehler und ein dominantes Auftreten in den Ballwechseln, um den Gegner zu Fehlern zu zwingen.
Aggressives Tennis verbinden wir Spieler in der Regel mit einem Vorhand-Winner den der Gegner nicht erreichen kann. Genauso wie mit viel Kraft und hoher Präzision. Was die Profis natürlich extrem gut beherrschen. Besonders die Top 10 Spieler in der ATP Weltrangliste. Daraus stellt sich (wahrscheinlich nicht nur) mir die folgende Frage:
Ist viel Risiko immer ratsam?
Zum Thema Risiko gibt es diverse Auffassungen in der Tennis-Welt. Denn es gibt nicht den einen Weg, um erfolgreich zu sein. Während einige Menschen die Meinung vertreten, man könne nur mit aggressivem Tennis mehr Matches gewinnen, sind Andere fest davon überzeugt, dass eine defensive Spielweise genauso zum Erfolg führen kann. Ich kann beide Auffassungen mittlerweile nach einigen Jahrzehnten im Tennis verstehen. Weil es auf die eigene Spielweise und Einstellung ankommt. Genauso wie auf die Technik und Laufbereitschaft.
Auf hohem Niveau wird es allerdings irgendwann knapp mit einer defensiven Spielweise, weil die Gegner entsprechend stark spielen. Dort haben dann auch alle Kontrahenten schon etwas von Taktik gehört. Wozu ich Dir in meinem eBook, der Tennis Bibel des Amateursports über 500 Seiten gewidmet habe. Wobei es sich nicht nur um ein reines Taktik Buch handelt. Du kannst auf vielen Ebenen etwas für Dein Tennis Spiel mitnehmen. Teilweise sind meine Tipps & Tricks sofort anwendbar und vor allem PRAXISNAH, da ich selbst Tennisspieler bin.
Warum Amateure „anderes“ aggressives Tennis spielen müssen!
Meiner Meinung nach dürfen wir agressives Tennis aus dem Profi-Sport nicht mit dem von Amateurspielern oder Turnierspielern (keine Ranglisten-, ITF- oder Challenger-Turniere) vergleichen. Hier treffen einfach zwei völlig andere Welten aufeinander. Warum? Ganz einfach: Tennis Profis stehen mitunter 8 Stunden am Tag auf dem Platz. Teilweise sogar seit ihrer frühen Kindheit. Also mit 3, 4, 5 Jahren etc. Der Tennis Profi hat daher einen ganz anderen Bezug zur Technik.
Hobbyspieler oder etwas ambitioniertere Turnierspieler hingegen gehen meistens einem Vollzeitjob nach. Widmen sich dem Tennis Training wenn es hoch kommt 5 bis 10 Stunden die Woche. Wer solchen Spieler rät, aggressives Tennis wie die Profis zu spielen, macht einen großen Fehler. Denn in der Regel sind solche Spieler dazu technisch gar nicht in der Lage. Wobei in meinen Augen der Begriff der Agressivität häufig falsch interpretiert wird. Agressives Tennis bedeutet nämlich nicht auf jeden Ball mit 200 km/h drauf zu ballern! Du solltest Dir vor Augen führen, dass Agressivität im Tennis viele Gesichter haben kann.
Präzision ist wichtiger!
Ein Kickaufschlag in die Rückhand des Gegners kann genauso aggressiv sein, wie ein temporeicher Aufschlag mit 200 km/h (den die meisten Amateurspieler ohnehin nicht beherrschen). Hier kommt es nicht auf die Power an. Die Präzision des Aufschlags kann ihn gefährlich machen, weil damit das Feld geöffnet wird. Im Prinzip also eine Vorbereitung auf die nachfolgenden Schläge.
Gleiches gilt für den nachfolgenden Schlag selbst. Die meisten Gegner bis Leistungsklasse 12 herum werden Probleme haben, eine gute Rückhand auf Kopfhöhe zu spielen. Du musst also den darauffolgenden Schlag nicht wie ein Brett in die Ecke jagen. Wenn Du diesen Ball präzise als cross-court Ball in die andere Ecke spielst, wird Dein Gegner schon große Probleme haben. Wenn er denn überhaupt noch an den Ball kommt.
Setze den Gegner zeitlich unter Druck
Ich verbinde aggressives Tennis mit einem großen zeitlichen Druck auf den Gegner. Denn wenn Dein Kontrahent weniger Zeit zum reagieren hat, werden ihm zwangsläufig Fehler unterlaufen. Weil er dann technische Fehler macht oder aber nicht genügend Zeit zum Nachdenken hat, wie er sich optimal verhalten sollte.
Aus diesem Grund solltest Du versuchen ihm die Zeit aktiv wegzunehmen! Aber wie kannst Du das anstellen? Nun das ist eigentlich gar nicht so schwer. Überlegen wir doch ganz kurz, auf welche Art und Weise Dein Gegner weniger Zeit haben könnte. Aggressives Tennis kann in meinen Augen auf zwei Arten gespielt werden.
- Du erhöhst das Tempo, damit der Ball schneller bei Deinem Gegner ankommt.
- Du reduzierst die Wegstrecke, welche der Ball zurücklegen muss, um beim Gegner zu sein.
Höheres Tempo
Variante 1) ist, denke ich, selbsterklärend. Höheres Tempo in den Schlägen, reduziert die Zeit, welche der Ball auf seinem Weg zum Gegner benötigt. Logisch, oder? ABER diese Art und Weise erhöht gleichzeitig die Fehlerquote. Denn mehr Power in den Schlägen bedeutet, Du musst den Ball mit Deinem Tennis Schläger optimal treffen. Ansonsten landet er bei geringsten Abweichungen (besonders bei geraden Schlägen) im Netz oder Aus. Ja das ist aggressives Tennis, allerdings zu Lasten der Sicherheit! Einen geeigneten Tennisschläger kannst Du übrigens nicht nur bei Amazon kaufen, auch Tennis Point hat im Onlineshop extrem viel Auswahl.
Zu Ziffer 2) kannst Du das agressive Tennis in zwei Möglichkeiten unterscheiden. Diese beiden Varianten möchte ich Dir nachfolgend detaillierter vorstellen. In jedem Fall sind diese – besonders im Amateurbereich – risikoärmer als die Erhöhung des Tempos Deiner Schläge.
Ans Netz gehen
Wie zuvor geschrieben, kannst Du mit einer verkürzten Wegstrecke, die Reaktionszeit Deines Gegners erheblich reduzieren. Aus diesem Grund würde ich das Netzspiel als aggressiv bezeichnen. Oder zumindest als aggressiver als reine Grundlinien-Duelle. Auf der anderen Seite macht es mental ebenfalls etwas mit Deinem Kontrahenten. Veranschauliche Dir doch selbst die Situation im Kopf. Dein Gegner spielt Dir einen Ball auf Deine Rückhand und bewegt sich schnell Richtung Netz. Was macht das mit Dir? Wahrscheinlich wird es – wie bei fast Jedem Spieler bis zu einem gewissen Level – Unbehagen auslösen. Der Gegenspieler ist auf einmal viel präsenter, weil er viel näher gerückt ist.
Dein Kopf sagt Dir nun, der Platz ist kleiner geworden. Du musst noch weiter an die Linien spielen, um ihn zu passieren. Oder deutlich mehr Tempo gehen, damit er am Netz Probleme bekommt. Und genau so ist es auch. Wenn Du ans Netz vorrückst, verkürzt Du den Weg und übst zeitlichen Druck aus. Parallel machst Du den Winkel für den Gegner kleiner. Erhöhst jedoch zeitgleich Deine Winkel-Möglichkeiten am Netz. Darum versuchen die meisten Spieler dann „Zauberschläge„, welche sie einfach nicht beherrschen. Die Fehlerquote steigt und Du hast gute Chancen einen Gegner verrückt zu machen.
So einfach kann aggressives Tennis sein, ohne dabei das Risiko signifikant zu erhöhen. Jedoch solltest Du nur dann ans Netz rücken, wenn die Situation es hergibt. Sprich wenn der Gegner weit hinter der Grundlinie steht, Du auf seine schwache Seite angreifst oder durch einen kurzen Ball ohnehin ins Feld rücken kannst. Anderenfalls läufst Du Gefahr im Niemalsland zu stehen, den Tennis Bällen dabei zuzusehen, wie sie Dich passieren. Was Du auf jeden Fall vermeiden musst.
Bälle früh nehmen
Nicht nur der Fokus auf Netzangriffe kann eine Form des agressivem Tennis sein. Offensives Spielen beginnt schon an der Grundlinie. Nämlich dann, wenn Du die Möglichkeit hast, den Ball im aufsteigen zu schlagen. Wodurch Du letztlich wenige Sekunden von der Reaktionszeit des Gegners nimmst. Was wiederum den kleinen aber feinen Unterschied ausmachen kann, ob Du einen Fehler erzwingst oder Dein Gegenspieler einen weiteren durchschnittlichen Ball spielen kann.
Das Problem an dieser Spielweise: Die Bälle früh zu nehmen (also im Aufsteigen, teilweise im Feld) erfordert eine hohe technische Fertigkeit. Dir bleibt teilweise selbst weniger Zeit, um Dich korrekt zu positionieren. Das kann sogar soweit gehen, dass Du Deine reguläre Ausholbewegung stark verkürzen musst. Im Worst-Case triffst Du den Ball dann nicht sauber und produzierst deutlich mehr Fehler. Mit etwas Übung, kannst Du das jedoch zu Deinem Vorteil nutzen. Du erzeugst Druck und gibst dem Gegenspieler weniger Raum. Insgesamt betrachtet ist das meiner Meinung nach ebenfalls eine Form aggressives Tennis zu leben.
Wieso und wann Du aggressives Tennis brauchst
Tennis ist ein sehr mentaler Sport. Besonders in den unteren Ligen tun sich Spieler damit schwer, die gleiche Qualität auf den Platz zu bringen, wie im Training. Darum gewinnt in den Amateurbereichen meistens der Spieler, der die wenigsten Fehler macht. Und nicht wie Viele meinen, der technisch bessere Spieler. Je besser sich Deine Leistungsklasse entwickelt, umso häufiger wirst Du dann auf Spieler treffen, die technisch in der Lage sind, den Ball im Spiel zu halten. Wenn es sein muss auch 40 Schläge in Folge.
Die Konsequenz daraus ist einfach. Du musst mehr Risiko in Deinem eigenen Spiel wagen, um Deine Spiele zu gewinnen. Ab einer gewissen Spielklasse reicht fehlerfreies zurückspielen einfach nicht mehr aus. Das kann dort fast Jeder. In der Regel gewinnt dann der Spieler, der am meisten gewinnen will und bereit ist dafür zu arbeiten. Natürlich musst Du weiterhin die Fehlerquote gering halten. Sonst verlierst Du genauso. Dennoch wird meistens ein aggressives Tennis belohnt. Weil Du die Fehler beim Gegner erzwingst.
Die Strategie wird wichtiger
Wenn Jeder den Ball lange im Spiel halten kann, wird die Strategie – also der Tennis Matchplan – wichtiger. Du musst mit den oben genannten Dingen agressives Tennis spielen. Dabei hilft es Dir sehr, wenn Du eine Strategie verfolgst. Aus diesem Grund solltest Du Deine Stärken und Schwächen kennen, zudem versuchen die Stärken und Schwächen des Gegners herauszufinden. Möglichst schon beim Einspielen. Hat Dein Kontrahent zum Beispiel eine extrem starke Vorhand, mit welcher er Dich unter Druck setzen kann? Dann meide seine Vorhand oder spiele ihm dort Bälle zu, auf die er nicht so viel Druck produzieren kann.
Ein hoher Topspin zum Beispiel oder ein Ball in die Mitte, wo der Winkel nicht so stark nutzbar ist. Kommt er damit klar, meide die Vorhand komplett. Lege Dir außerdem komplette Spielzüge VOR dem Ballwechsel zurecht. Aufschlag in die Rückhand, zweiter Ball in die Vorhand, danach kurz-cross der Stop. Solche oder ähnliche Strategien gibt es im Tennis zu Genüge. Aber wenn Du ohne Plan in den Ballwechsel gehst, wirst Du nicht aggressiv spielen können. Weil Du mehr mit dem Denken und Reagieren beschäftigt bist. Wichtige Sekunden gehen dabei verloren.
Außerdem ist es sinnvoll das Risiko schrittweise zu steigern. Du beginnst mit sicheren Bällen, die nicht sehr weit an die Linien gespielt werden. Danach versuchst Du Länge zu generieren. Weil ein Spieler auf lange Bälle weniger Druck ausüben kann. Anschließend kannst Du den Winkel steigern und näher an die Linien spielen. Erst im letzten Schritt erhöhe dann das Tempo. Merkst Du eines dieser Dinge funktioniert an dem Tag nicht, bleibst Du im vorherigen Set. Wichtig ist vor Allem auch die ersten 3 Bälle ins Feld zu spielen! Das sind der Aufschlag, der Return und der 3. Ball. Denn nur wenige Ballwechsel gehen über 4 oder mehr Schläge. Die ersten 3 Schläge müssen daher UNBEDINGT in hoher Qualität gespielt werden.
Zusammenfassung des Artikels
Tennis kannst Du auf die verschiedensten Arten spielen. Ein Erfolgsrezept gibt es nicht, das ist das schöne an dieser Sportart. Schau Dir einen Daniil Medvedev an, der keine Lehrbuch Vorhand Technik hat. Dennoch hat er auf der ATP Tour Erfolg und schafft es regelmäßig unter die TOP-Platzierungen. Im Amateursport glaube ich allerdings, wirst Du irgendwann nicht mehr weiterkommen, wenn Du den Ball einfach nur irgendwie zurück ins Feld bringst. In gewissen LK-Regionen, brauchst Du einen Matchplan und musst anfangen selbst aggressives Tennis zu spielen. Anderenfalls werden Dich die Gegner über den Platz schicken und mental, taktisch und technisch zerstören.
Wenn Du meinen Artikel aufmerksam gelesen hast, wird Dir aber bewusst geworden sein, dass aggressives Tennis nicht immer mit hohem Tempo gleich zu setzen ist. Spielst Du sehr gute Winkel und nutzt die freien Flächen des Platzes präzise, setzt Du Deinen Gegenspieler genauso unter Druck, wie mit sehr schnellen Schlägen. Gleiches gilt auch für aggressives Netzspiel. Am Netz stehend machst Du etwas mit Deinem Kontrahenten, der sich Gedanken macht, einen noch besseren Schlag spielen will. Allein das kann Dich auf die Siegerstraße führen. Mal ab davon, dass die Quote an Punktgewinnen am Netz deutlich höher ist.
Welchen Matchplan sieht Dein Tennis vor? Versuchst Du bereits aggressiv zu spielen? Schreib mir gern in den Kommentaren, wie Du in einem Match vorgehst. Ich freue mich auf Dein Feedback!